Cortis & Sonderegger // Fred Waldvogel – Pilz I Fotografie
Das Museum im Bellpark präsentiert während des Kunsthochs gleich zwei Ausstellungen.
Ihre Ausstellung im Museum im Bellpark nutzen Jojakim Cortis (*1978) und Adrian Sonderegger (*1980), um ihr neues künstlerisches Projekt zu zeigen. Ihr Atelier in Adliswil spielt darin die Hauptrolle: Als Modell nachgebaut bietet es Cortis & Sonderegger Raum für neue fotografische Experimente und wird zu einem Anlass der Reflexion über das Bildermachen. Das Künstlerduo zeigt zum anderen ihre handgefertigten Modellwelten, die sie für den Dokumentarfilm «The Missing Films» (Tómas Gislason und Jacob Thuesen, 2025) realisiert haben. Der Film ist ein sehr intimes Porträt des dänischen Regisseurs Lars von Trier, der darin über das Filmemachen und sein eigenes Leben reflektiert. Die Modelle von Cortis & Sonderegger schaffen im Film fiktive Parallelwelten, die sich mit realen Filmszenen vermischen und immer wieder die Frage nach Fiktion und Realität aufwerfen. Für ihre Ausstellung im Museum im Bellpark – durchaus in einer gewissen Nähe zur sympathisch überbordenden Arbeitsweise der beiden – setzen die Fotografen die Modelle von «Missing Films» wieder zusammen und machen sie für die Betrachtenden zugänglich. Sie ergänzen die Modellbauten zusätzlich mit Bild- und Filmmaterial, das auf den Herstellungsprozess verweist und die mediale Spiegelung der Modellwelten in Szene setzt. Im musealen Raum entsteht so eine reich befrachtete Inszenierung, welche die Entstehung der Bilder offenlegt und durchaus als eine intellektuelle «Geisterbahn» beschrieben werden kann.
Fred Waldvogel (*1922), Pilzkenner und Fotograf, holte sich vierzig Jahre lang Pilze aller Art vor seine Linse, drapierte sie kunstvoll auf dem Reprotisch und fotografierte sie in weltweit einmaliger Bildqualität. Hinterlassen hat er ein Werk von über 1000 Aufnahmen und damit in der Pilzfotografie neue Massstäbe gesetzt. Zunächst besuchte Waldvogel das Kantonale Technikum in Biel (1939-1941) und war anschliessend als technischer Zeichner in Grenchen beschäftigt. Von 1950 bis 1953 absolvierte er die Fotoklasse der Kunstgewerbeschule Zürich bei Hans Finsler. Ab 1955 führte er dann ein eigenes Atelier für Werbefotografie in Zürich. Anfang der 70er-Jahre machte sich Waldvogel ausserdem einen Namen als Pilzkenner und -fotograf, da seine Bildern in den bekannten Pilzbänden des Silva-Verlags publiziert wurden. Selbst bezeichnete sich Waldvogel aufgrund seiner breiten Ausbildungspalette oft als «Fotografiker». Rund 100 Bilder wurden für die Ausstellung ausgewählt, die als Basis für die Inszenierung in den Ausstellungsräumlichkeiten dienen. Mit der Ausstellung nähern wir uns dem besonderen Zugang, den uns der ausserordentliche Fotograf Waldvogel zur Welt der Pilze erschliesst.